'Open Source in Wirtschaft und Gesellschaft' an der Sommeruni 2013 des evangelischen Studienwerks
Jedes Jahr wieder findet die Sommeruni des evangelischen Studienwerks statt. In diesem Jahr mit dabei war das Seminar Open Source in Wirtschaft und Gesellschaft von Mirko Boehm. Paul Adams unterstützte als Ko-Referent. Karsten Gerloff, Präsident der FSFE, trat als Gastredner auf. Da sich die Teilnehmer ihre Seminare nach eigenem Interesse selbst aussuchen, fand sich ein bunte Mischung von Medizinern über Naturwissenschaftlern bis zu Theologen zusammen. Die Verbindung aus Neugier, Heterogenität der Gruppe und inspirierender Umgebung sorgte für explosive Debatten, hitzige Diskussionsrunden und eine wie Flug vergangene Woche.
Schwerpunkte des Seminars waren die Fragen, wie Open-Source-Communities eigentlich funktionieren, was Einzelne zur Mitwirkung motiviert, wie sich freie Produkte in die Wirtschaftsordnung integrieren und welche politischen Herausforderungen und Veränderungen zu bewältigen sind. Während schnell Einverständnis herrschte darüber, das der Open Source Way ein gesellschaftliches und kein technisches Problem ist, wurde zu anderen sonst in der Netzgemeinde als selbstverständlich vermutete Ansichten wie “das Internet gehört den Benutzern” gut argumentiert hinterfragt. Wer trägt die Verantwortung für durch unvorsichtige Bewertungen beschädigte Reputation, muss alle Teilhabe in Zukunft im Netz stattfinden, braucht es eine Internetpolizei, das Strafrecht der realen Welt erweiternde Sanktionen, die Regulierung des Netzes? Durch die diversen Blickwinkel war manchmal nicht klar, wer mehr von wem lernte, die Seminarleitung oder die Teilnehmer.
Karsten Gerloff berichtete über die politische Bedeutung von Freier Software und offener Innovation, die Bedrohung durch Softwarepatente und die Kampagnenarbeit der FSFE.
Die Beschäftigung mit der Materie war dabei von deutlicher Ernsthaftigkeit geprägt. Zum Beispiel brauchten die Teilnehmer etwa fünf Minuten, um den systematischen Unterschied bei der Integration von Copyleft- oder Permissive-lizensierten Beiträgen zu verstehen - ein Prozess, der bei nicht wenigen Freie-Software-Communities entweder gar nicht oder erst recht spät verstanden wird. Paul Adams war sichtlich beeindruckt. Dieses tiefe Eintauchen ins Thema steht beispielhaft für das allgemein starke Engagement der Stipendiaten, die ihr Studienwerk in weiten Bereichen selbst verwalten - bis hin zur Zusammenstellung des Programms der Sommeruniversität selbst.
Bei der traditionell turbulenten Abschlussveranstaltung am Donnerstagabend wurden die Vier Freiheiten anhand der kollaborativen Beschwörung des Geists von Villigst illustriert - wenn das nicht eine erfolgreiche Wissensvermittlung verdeutlicht… Unser einstimmiges Fazit - definitiv eine Woche lohnend investierter Zeit, die Paul Adams und ich in guter Erinnerung behalten werden. Neben den Teilnehmern war auch das Organisationsteam (ebenfalls sich freiwillig engagierende Stipendiaten) ausgesprochen engagiert und sorgte für einen reibungslosen, angenehmen Ablauf von insgesamt sechs parallel verlaufenden Seminaren. Sehr beeindruckend.